Donnerstag, 20. November 2008

Blog-Umzug



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Freitag, 3. Oktober 2008

Kein Abschied

Koffer gepackt, gefüllt mit euch, mein Publikum.
Koffer gepackt, ich ziehe los, ihr seid bei mir.
Mein neuer Weg wird steinig und schwer,
mein neuer Weg, ihr begleitet mich in meinem Kopf.

Ihr seid mein Berlin, hier fühle ich mich wohl.
Ihr seid mein Berlin, meine Freude, meine Freunde.
Ich vermisse jedes Augenpaar,
ich vermisse, dass mein Berlin so nah war.

Ihr seid weit weg,
doch 250km sind kein Abschied.
Kein Abschied.
Kein Abschied.

Auf Wiedersehen, vielleicht schon auf bald.
Auf Wiedersehen, mein altes Glück.
Ihr seid mir so teuer und wertvoll.
Ihr seid mir meine Freude, meine Freunde.

Ihr seid weit weg,
doch 250km sind kein Abschied.
Kein Abschied.
Kein Abschied.

Montag, 22. September 2008

Spiel mit!

Jeden Tag hege ich Gedanken, die mich daran erinnern, dass das Leben das schönste Rätsel der Welt ist. Ist es nicht wie das Gesellschaftsspiel „Scrabble“ aufgebaut?.
Wir versuchen aus dem, was wir besitzen etwas neues zu schaffen um bei dem Spiel/ Leben weiterzukommen. Wir sind gewillt zu gewinnen und versuchen mit kreativen Ideenschöpfungen uns und besonders unsere Spielpartner zu überraschen. Und dennoch zählt das Betrügen keine unbedeutende Rolle um den Sieg von sich zu tragen. Wir versuchen unsere Mitspieler zu manipulieren, zu verunsichern, sie zu locken um sie letztendlich ins kalte Wasser zu stürzen. Ist der Mensch von Grund auf ein Einzelspieler/ -gänger? Wer möchte seinem Spielgegner schon selbstlos zum Sieg verhelfen ohne nicht selbst den großen Preis zu erhaschen. Wir sind auf uns allein gestellt. Eine Herausforderung, die ich mehr als respektiere und achte!



Für Dominique

Montag, 8. September 2008

Hingabe

Letzten Winter hat mich meine Zahnärztin auf eine Runde Weisheitszähne ziehen eingeladen. Kein Problem, dachte sich mein hartnäckiger Stolz und zwang mich im Wartebereich des Zahnchirurgen Platz zu nehmen.

Es werden unglaubliche Schmerzen auf mich zukommen. Die Menge an Schmerzmitteln , die der Arzt auf den Tisch legte, gaben mir dies zu verstehen.

Die Operation ist vorbei. Zwei Weisheitszähne im Mülleimer und mein Mund noch taub. Ich komme zu Hause an und werfe die Schmerztabletten auf den Tisch. Ich soll sie sofort einnehmen, wenn das Gefühl des Schmerzes aufkommt.

Moment!

Hatte ich schon die Möglichkeit einen unerträglichen Schmerz zu erleben? Noch nie! Was passiert, wenn ich meinen Körper nicht betäube? Ich überlasse den Schmerz meinem Körper.

Liegend schaue ich fern, spüre schon den ersten schmerzhaften Druck auf meinen Unterkiefer. Der saure Schmerz zieht sich langsam vom hinteren Backenzahn bis nach vorn zu den Schneidezähnen. Er verharkt sich an den Zahnwurzeln. Schnürt und zieht an den Nerven. Mir wird schlecht. Ich kann nicht mehr geradeaus schauen. Mein Körper zieht sich unbewusst zusammen und macht sich so klein. Willst du dich verstecken? Ich bekomme Angst. Was für ein Gefühl trifft mich: Beengung? Hilflosigkeit? Hingabe?

Ich halte es nicht mehr aus! Rede mit mir allein. Gott, wann schaltet mein Kopf ab? Lass mich doch endlich den Schmerz spüren und nicht die Angst vor dem Schmerz!

Ich fange an zu lachen und kralle mich unbewusst an meine Beine. Ich sehe dich schon. Die Angst ist überwunden. Mein Schmerz kniet nun vor mir. Ich darf die Augen schließen. Er zieht sich langsam an mir hoch als wäre ich die Leiter zum Ziel. Er beißt sich überall fest um nicht zu fallen. Der Schmerz wird mir zu schwer und zieht mich endlich in den Notausgang. Meine Ohnmacht.

Ich werde es nie wieder tun! Ich werde mich nie wieder bewusst dem Schmerz hingeben. Dennoch bin ich froh es getan zu haben. Mir wurde der Weg gezeigt, den ich gehen muss, um die Schönheit und Reinheit jener Gefühlswelten zu sehen. Ich muss die Angst überwinden den Körper vom Geist zu lösen. Sei es zu tanzen, wie die Musik und nicht der Verstand es zulässt oder sei es zu leiden, wie deine Tränen und nicht dein Stolz es wollen. Du musst dir vertrauen und die Angst als Tür in eine intensivere Gefühlsbahn sehen. Deine Hingabe ist der Weg zu dir Selbst!

Donnerstag, 28. August 2008

Alltag Adé



Ich schrieb dich mit der Erwartung endlich Abschied zu nehmen


Ich steh am Fenster und rauch deine Kippe auf, sie schmeckt nach dir

Kalten Kaffee hab ich gekocht, er schmeckt nach dir

Meine raue Abstinenz kocht über, sie schmeckt nach dir


Es ist egal was vor mir liegt, es ist ein Umsturz

Deine Kippe raucht sich gut, es ist ein Umsturz

Hast du es gehört oder es gespürt, es ist ein Umsturz



Du hast dich in deiner Wohnung verloren,

nun wurde deine Sehnsucht geboren

Es ist, es ist ein Umsturz deines Strebens,

er hat keine Lust mehr auf dein Unleben



Vertreib mir die Zeit mit warten, es ist jene Frist

Drück deine Kippe aus, es ist jene Frist

Hab dich nicht mehr im Griff, es ist jene Frist

Ich steh am Fenster und reiß den Rahmen raus, es ist jene Frist



Du hast dich in deiner Wohnung verloren,

nun wurde deine Sehnsucht geboren

Es ist, es ist ein Umsturz deines Strebens,

sie hat keine Lust mehr auf dein Unleben

Dienstag, 3. Juni 2008

Verliebt sein ist Irrsinn


Verliebt sein ist Irrsinn


Das zweite Mal verlasse ich einen Menschen, weil es mich unglücklich machte, wie ich die Welt mit dieser Person sah: Deine Erwartungen sind krankhaft hoch, deine erweckten Sehnsüchte sind unerträglich fern, deine Spitzfindigkeit ist pedantisch profiliert und die Unglückseligkeit in deinen Augen verderblich tief.

Jeden Tag versuchst du es wieder. Jeden Tag kämpfst du um dich, ihn, euch, um jenes Glücksgefühl in der frühen Zeit. Damals, als es dir noch bewusst war, dass du verliebt warst. Nun liegt das Verliebt sein wieder an einem geheimen Ort in einem kleinen Kästchen und du darfst dich nun entscheiden zu lieben oder zu beginnen den Menschen an deiner Seite unglücklich zu machen.

Ich kann nicht sagen welche Denkschärfen das Lieben begründet, ich weiß nur, wie man einen Menschen unglücklich macht bzw. man selbst ins Unglück gestoßen wird.

„Ich find’ dich toll“...Worte, die man sich gerne flüstert, wenn das Verliebt sein wieder in jenem Herzen haust, werden immer seltener. Schwächen werden nicht mehr akzeptiert. Träume werden weggewischt und totgeschwiegen. Sehnsüchte umgangen und das bewusste Ansehen weggelegt. Ängste werden unterdrückt oder missverstanden. Vertrauen jedoch stirbt zuletzt, wenn es von Anfang an existiert!

Das Schöne im Menschen scheint nicht mehr wichtig zu sein. Das Schöne im Menschen scheint vergänglich. Das Schöne im Menschen scheint ein Beiwerk zu sein, welches schnell zu rosten beginnt.

Wir können sie nicht mehr sehen und das macht uns Angst. Wir geben uns nicht die Schuld, wir haben doch alles richtig gemacht!

Wir lieben diese Person nicht, wir sehen diese Person nur in einem anderem Licht, als dem Scheinwerfer des Verliebt seins. Unsere Blendung lässt uns entweder lieben oder so wie es vielen (unbewusst) geht eine Illusion der Liebe aufbauen, die wir dann mit voller Erschöpfung und Einsicht einstürzen lassen.

Ich habe nie geliebt! Ich war verliebt...




Ich glaube, dass „lieben“ keine Träumerei, keine Einbildung und keine Blendung ist, sondern die reine Ehrlichkeit zu sich selbst!

Freitag, 25. April 2008

Wir sind per Du!

Ich habe für dich gestern Nacht mal den Schalter umgelegt. Ist ja auch mein gutes Recht, um ehrlich zu sein – Nimm lieber den blutroten Lippenstift, braun steht dir nun wirklich nicht – Jeden Tag stehe ich früher auf als du und kehre schon mal deine lückenhaften Traumgebilde zusammen. Warum muss ich eigentlich immer den Müll raus bringen? Im übrigen habe ich gestern auch mit der Angst gesprochen. Die meinte, dass sie echt keinen Bock mehr auf dich habe, weil du sie angeblich nur ausnutzen magst und ein falsches Bild von ihr im Kopf hast
– Ich mag dein Leuchten in den Augen – Ist dir eigentlich bewusst, dass ich dir gestern Nacht den Arsch gerettet habe? Und damit meine ich nicht, dass ich letzte Woche der Trägheit weiß machen musste, dass du nicht mehr ihre Einkaufstüten hoch tragen wirstt. Sie hat sich sowieso nicht mehr darauf verlassen und letztes Mal auf Vorrat eingekauft.
Nein, die Gier wollte tatsächlich (d)einen lebenslangen Arbeitsvertrag unterschreiben. Die Arbeit liegt stapelweise und verkehrt auf ihrem Schreibtisch und müsse Vollzeit arbeiten um endlich mal Ordnung in dir rein zu bekommen. – ja, ich mag die Musik auch extrem – Kannst du dir vorstellen, dass morden extrem aufwändig und Migräne hervorrufend sein kann? Natürlich fehlen dir immer noch die Erklärungen, aber gestern hatte ich ein nettes Vorstellungsgespräch mit der Akzeptanz. Sie berichtete mir von ihrer einjährigen Abstinenz in deinem Körper, weil der Stolz sie totgefickt hätte. Hat mich ehrlich gesagt auch nicht gewundert. Die Akzeptanz macht sich immer so rar und muss mit ihrer Schönheit immer so übertreiben– Du liebst es dich anzufassen,stimmt’s? – Jedenfalls, ich habe sie eingestellt. Gestern Nacht. Du müsstest sie eigentlich heut schon gesehen haben.

Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass mein Vertrag morgen ausläuft?

Dienstag, 8. April 2008

Nicht schon wieder!


Ein langes, ausgebleichtes Hemd.

Senfgrüne Socken mit den Initialen JH.

Eine Flasche Wasser in der einen

und ein schläfrig, tief versunkenes Mädchen in der anderen Ecke.

Sie krallt sich an ihre Gitarre fest mit der Hoffung,

dass doch endlich ein Geistesblitz sie wieder aufleben lässt.

„Die Hoffnung stirbt zuletzt“ –

Floskel mal außen vor

...sie wartet immer noch und das macht sie wahnsinnig.

Sonntag, 30. März 2008

Die Perlenkette

Ein Faden, seiden wie dein Gemüt

Sehnt sich nach unvergänglichen Träumen

Wie dein Herzstück, es blüht,

drum lass es nicht säumen.


Eigen findet der Faden seine Perlen

Schimmernd, gerundet, fein

Fest gebunden um nicht herabzufallen

Der seidene Faden stets nicht allein


Sie umgarnt jene Wesen,

welche sie als ihre Perlen eigen nenne

betört um deren Wünsche zu lesen

so wahr sie uns kenne


wie Kostbar du für deine Perlen seiest

so unersetzbar liebst du sie

solch Freiheit wie du atmest

wir lieben dich, oh Jolie

Die Beine baumeln lassen

„Leonce und Lena“ von Georg Büchner wurde in der Berliner Parkaue inszeniert. Das Stück ist eine wunderbare Persiflage über die Lächerlichkeit und Langeweile des Adels.

Von Juliane Herold

Wer ist George Büchner? Ein deutscher aus dem hessischen Goddelau stammender Schriftsteller, dessen Vormärz-revolutionären Werke wie „Woyzeck“ oder „Lenz“ zur Pflichtlektüre in unseren Schulen wurden. An Sympathie gewinnen sie sicherlich nicht immer. Jetzt wurde eines seiner Lustspiele, „Leonce und Lena“, auf die Bühne in der Berliner Parkaue gebracht. Ein Stück, das so anstößig und bizarr für die damalige Zeit ist, so dass es lohnenswert gewesen wäre, die Thematik in den Schulunterricht mit einzubringen.

„Leonce und Lena“ ist eine wunderbare Persiflage über die Lächerlichkeit und Langeweile des Adels, deren einzige Beschäftigung darin besteht, die Beine baumeln zu lassen und der Arbeit aus dem Weg zu gehen. Mit Ironie und Wortwitz lässt George Büchner ausnahmsweise mal die Sau raus. Das Stück stellt den verlebten Prinzen Leonce und die unzufriedene Lena dar, die, ohne um die Identität des anderen zu wissen, verheiratet werden sollen. Sie fliehen vor ihrer Vermählung und verlieben sich unbekannter Weise ineinander in Italien. Der König vom Staat Popo, ein realitätsferner Monarch und zugleich Vater von Leonce, lässt die Hochzeit von seinen devoten Untertanen vorbereiten und wartet inständig auf seinen Sohn, der seit längerer Zeit nicht mehr gegenwärtig ist. Ein maskiertes Paar kommt auf die Trauung und fordert die sofortige Eheschließung. Der schäumende König Peter ist empört über die Abwesenheit seines Sohnes und lässt aus Kränkung die Maskierten vermählen. Gut, dass Leonce und Lena unter den Masken noch nicht wissen, dass sie vor dieser Ehe eigentlich fliehen wollten.

Sascha Bunge, stellvertretender Intendant und Oberspielleiter am Theater an der Parkaue, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen zu bewegen, um sich das Stück „Leonce und Lena“ zu Gemüte zu führen - auf moderne Art und Weise.

Auf einer traditionellen Rahmenbühne verwandelt Bühnenbildnerin Angelika Wedde die Kulisse schlicht zu einer Drehbühne mit einer in die Mitte gestellten, hohen und neon beleuchteten Wand. Keine liebevoll ausgearbeiteten Details sind hier zu sehen, keine statischen Wunder zerren das Bühnenbild. Nicht ohne Grund: Die Einfachheit und scheinbare Unkreativität spiegelt das eintönige Leben eines jeden Adels wider. Das Lustspiel „Leonce und Lena“ baut darauf auf, dass die Klassenschicht des Adels nicht mehr als die pure Langeweile darstellt und der Adel in Person an seiner monotonen Lebenslage im Grunde genommen keinen Gefallen findet.

Leonce (gespielt von Stefan Faupel) und Valerio (gespielt von Peter Priegann) stellen deutlich die Charaktere des Stücks dar. Dennoch wirkt Leonce aggressiv und sein Erscheinungsbild ähnelt dem eines Hooligans. Ob Regisseur Bunge das Gewaltpotential eines jeden gelangweilten Menschen herauskristallisieren wollte oder die Kostümbildnerin Constanze Zimmermann eine Glatze als etwas sehr männliches ansah und somit für Leonce passend erschien? Es gibt nur sehr wenige Abweichungen vom Originaltext. Dessen ungeachtet wird der gesprochene Text teilweise bewusst wiederholt, um wieder der Monotonie und Eintönigkeit vom Leben eines Adels auszudrücken.

Augenscheinlich hat Kostümbildnerin Constanze Zimmermann für jeden Charakter ein Kostüm zurecht geschneidert. Gemeinsam haben sie aber alle, dass die Oberteile elegant wirken, wie es im Auge eines Adels recht scheint. Das Unterteil ist eine Jogginghose, die die Lethargie eines „Sessellümmlers“ gut widerspiegelt. In bestimmten Szenen wird das Neonlicht dann teilweise derart hochgedreht, dass die Körper der Schauspieler nur noch als Silhouetten festzuhalten sind. Somit kommt der Eindruck auf, dass die Silhouetten den vorher schon kennenden Charakter zu einer anonymen, neutralen Figur drehen und folglich jeder Person dieses Schattenbild sein könnte. Die Masse wird versinnbildlicht, die Masse des Adels. Der Regisseur versuchte daher die Grundidee des ursprünglichen Stücks auf der Bühne auch zu verallgemeinern.

Die anderen Charaktere wirken sehr schwach in ihrer Darstellung. Wo der König Peter (gespielt von Manfred Struck) noch ein Taschentuch in den Mund nimmt um die Unsicherheit und Naivität des Charakters darzustellen, treten Lena (gespielt von Katrin Heinrich) und die Gouvernante (Birgit Berthold) vergleichsweise persönlichkeitslos auf. Zwar wurden diese Figuren im Originalstück von George Büchner nicht stark charakterisiert, gleichwohl besteht die Aufgabe einer jeden Inszenierung, die Intentionen des Autors mit äußeren Mitteln zu ergänzen. Was bei der Figur Leonce und vor allem bei Valerio gut umgesetzt wurde, verschwand dann bei den Figuren Lena, die Gouvernante und dem König Peter fast vollkommen.

Letztendlich ist diese teilweise gelungene Inszenierung ein gutes Mittel, um Schulklassen, Jugendlichen und auch Erwachsenen das nötige Verständnis des Stücks näher zu bringen. Vor allem, weil dieses Bühnenwerk auch gut in unsere Zeit passen würde.

Freitag, 1. Februar 2008

Heut' waren so viele Menschen spazieren. Freut mich

Mittwoch, 23. Januar 2008

Freier Fall? Nein, danke!


Ich stand an einer Klippe: Hinter mir meine bizarre Schulzeit, vor mir der Sprung zum heiß ersehnten Studentendasein. Doch anstatt kopfüber abzuspringen und ein Studium im Bereich Kultur anzugehen, ließ ich mir lieber Zeit und ging den scheinbar angenehmeren Umweg, ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ). Dies ist der Einblick in eine falsche Entscheidung für einen Menschen, der ein FSJ nur zur Überbrückung nutzen wollte.

Da saß ich nun, an diesem hässlichen, schlumpfblauen Schreibtisch und vertrieb mir die Zeit mit Papierschnipsel schneiden und Uhr-Fußboden-Anstarr-Spielen. Zwischendurch unterstützte ich die schlüpfrige Bürokratie und kopierte fleißig/ sinnlos Papiere und heftete sie ab. Meine Lieblingsaufgabe war das Geschirrspüler ein- und ausräumen und nicht zu vergessen: das Uhr-Fußboden-Anstarr-Spiel. Dennoch blieben komplizierte, nervenaufreibende Aufgaben wie Theke wischen, Post holen oder von der anderen FSJlerin das Ohr abkauen lassen nicht aus. Kurz gesagt: Meine Einsatzstelle ein Witz ohne Pointe, mein Chef ein Mann ohne Durchblick, meine Arbeit wie keine Arbeit, mein Lohn eine Hanswurst und meine Laune im Arsch.

Diese „Arbeits“-ruine stellte zwei FSJler ein, um einen Bereich abzudecken, der dem Anspruch des Furzens und der Arbeitsquantität eines Heuballens gleicht. ¾ meiner Arbeitszeit verging mit Nichtstun und Internet-Surfen. Meine FSJ-Kollegin ging mir tierisch auf den Geist mit ihrer Türquietsch-Stimme und ihren langatmigen Anekdoten. Jeden Abend kam ich mit schlechter Laune nach Hause. Jeden Abend verfluchte ich mich und dieses Jahr. Jeden Abend wollte ich ausbrechen!

Warum kam es erst überhaupt zu diesem Reinfall? Weil ich auf dem Bewerbungsbogen für ein FSJ den Bereich „Kulturelle Einrichtungen“ ankreuzte und mit der Hoffnung verblieb eine Einsatzstelle zu erhalten, welches mir näher lag als Altersheim oder Behindertenbetreuung. Doch statt Recherchearbeiten, Projektorganisation und dergleichen, besetzte ich eine Stelle, die mit der alleinigen Anwesendheit zu 95 Prozent ausgefüllt wurde.

Anfang Januar wechselte ich die Einsatzstelle und bin nun im Krankenhaus tätig. Im Bereich der Anästhesie bin ich jetzt jeden Tag auf Achse und werde gerne überhäuft mit Aufgaben: die Bestellung von Medikamenten, Operationsgeräten und Essenmenüs der Ärzte, die Reinigung und Entsorgung von benutzen Operationsgeräten, Betreuung der Patienten in der Aufwachstation. Protokoll führen, Patienten ankabeln und in den Operationssaal einschleusen, ausschleusen, bei Operationen dabei sein und beobachten, das Lager kontrollieren...soll ich aufhören? Es ist jedenfalls viel zu tun und ich fühle mich gebraucht und gleichermaßen nützlich. Die Arbeitszeit vergeht wie im Fluge und ich komme nicht mehr jeden Abend mit schlechter Laune nach Hause.

Ich brauchte dieses Jahr um mich auf mein Studium vorzubereiten, Geld zu sparen um sich über Wasser halten zu können für das kommende Studentenleben und die Erfahrung selbst, was bringt mir das FSJ. Mein Abitur war keine Glanzleistung, sodass ich mit dem FSJ Wartezeiten ergattern wollte um eine bessere Chance für einen Studienplatz zu erhalten. Diese Gründe sind nicht unbedingt günstig um zufrieden und erfolgreich ein Freiwilliges Soziales Jahr zu absolvieren. Vielmehr sollte der Mensch, die in den Bereichen Pflege, Pädagogik und dergleichen das FSJ als Chance nutzen um in Krankenhäusern, Altersheimen, Jugendeinrichtungen etc. reinschnuppern zu können um ein Bild von ihren Berufstraum zu erhalten.

Doch ich rate jedem FSJ-Interessierten niemals den Fehler zu begehen und den Bereich „kulturelle Einrichtungen“ anzukreuzen oder möchtest du das Uhr-Fußboden-Anstarr-Spiel wagen?

Sonntag, 6. Januar 2008